Anti-Stück nach Eugène Ionesco
Ein Anti-Stück. Ein was? Ein Stück gegen was? – Die Theatergruppe des Gymnasiums Interlaken und Gstaad wagt sich ans Absurde und bringt „Die kahle Sängerin“ auf die Bühne. Dabei wird viel improvisiert, musiziert, surrealisiert und dem Ernst – wem? – ja dem! - der Boden entzogen.
1950 erlebte Eugène Ionescos Anti-Stück "Die kahle Sängerin" seine Uraufführung und damit war das absurde Theater geboren. Kurz zusammengefasst handelt das Anit-Stück von einer gutbürgerlichen Gesellschaft, die Tee trinkt und nichtssagende Worte über Unnennenswertes verliert. Dabei geraten die feurigen Gespräche in Leerläufe, bis die Wörter in einem Chor von Vokalen und Zischlauten verklingen.
Das absurde Theater hinterfragt unsere Erwartungen und Sehgewohnheiten. Es ist eine Einladung sich dem Sinn der Existenz über den Unsinn zu nähern. Es ist auch eine Chance dem Ernst den Boden zu entziehen und Gewohntes auf den Kopf zu stellen. Diese kreative Freiheit nehmen sich die sechs Schülerinnen und Schüler des Fakultativfachs Theater am Gymnasium Interlaken und Gstaad. Sie erfinden eine surreale Welt, in der sie lustvoll mit Sprache, Handlungen und Musik experimentieren. Da kann sich schon mal die gute Stube in einen Vita-Parcours verwandeln, ein abstraktes Gemälde zur Partitur oder ein Loblied auf Napoleon zum Zungenbrecher werden.
Die Berner Choroegraphin Maja Brönnimann entwickelte mit den Schülerinnen und Schülern Bewegungschoreographien, welche dem Absurden in Allthagshandlungen auf die Spur kommen. Die Musikerin Erika Schnidrig aus Frutigen half ungewohnte musikalische und sprecherische Wege einzuschlagen. Das Bühnenbild erfand und malte eine Klasse des Bildnerischen Gestaltens unter der Leitung des Fachlehrers Samuel Frutiger. Dabei orientierten sie sich an den Bildern von René Magritte, dem Meister des Surrealismus. Gesamtleitung und Regie führte der Theaterpädagoge Matthias Rüttimann, der mit „Die kahle Sängerin“ sein 15 Jahr-Jubiläum als Theaterregisseur am Gymnasium Interlaken und Gstaad feiert.
Und die kahle Sängerin? – Ja, was hat sie denn eigentlich in diesem Anti-Stück verloren? – Ihre Stimme vielleicht?